In der vergangenen Woche sorgten die Quartalszahlen der führenden Tech-Konzerne für viel Aufsehen. Während zahlreiche Analysten und Medien über die Ergebnisse von Unternehmen wie Amazon, Alphabet und Microsoft berichteten, blieb eine entscheidende Perspektive oft unerwähnt. Eine genauere Betrachtung der Gewinnqualität zeigt, dass hinter den beeindruckenden Zahlen nicht immer solides Wachstum steht.
Die Aktie von Amazon erlebte nach der Bekanntgabe der Q3-Zahlen einen sprunghaften Anstieg, der den größten Kursgewinn seit über zehn Jahren markierte.
Nach der Veröffentlichung stieg die Marktkapitalisierung um mehr als 300 Milliarden Dollar. Dies wurde durch ein starkes Umsatzwachstum im Cloud-Segment von AWS und einen Anstieg des Nettogewinns auf 21,2 Milliarden Dollar angetrieben.
Index du contenu:
Die wahre Natur von Amazons Gewinnsprung
Auf den ersten Blick scheint der Gewinnsprung von Amazon eindrucksvoll, jedoch ist es wichtig, die zugrunde liegenden Faktoren zu betrachten. Der Anstieg des Nettogewinns von 38 % ist in erster Linie auf eine Wertberichtigung einer KI-Firma zurückzuführen, die selbst erhebliche Verluste verzeichnet. Diese Sondereffekte können leicht übersehen werden, doch sie sind entscheidend für das Verständnis der tatsächlichen finanziellen Gesundheit des Unternehmens.
Bereinigte Gewinnzahlen unter der Lupe
Wenn man den Gewinn um diesen Sonderposten bereinigt, zeigt sich ein ganz anderes Bild: Der tatsächliche Gewinn pro Aktie ist im dritten Quartal nicht gestiegen, sondern hat deutlich nachgelassen. Anstatt des kommunizierten Anstiegs um 36 % müssen wir von einem Rückgang im zweistelligen Bereich sprechen. Diese Information könnte die Anleger verunsichern, sollte jedoch nicht ignoriert werden.
Der Fall Alphabet: Ein ähnliches Muster
Ähnlich wie bei Amazon hat auch die Alphabet-Aktie nach der Veröffentlichung der Q3-Zahlen ein neues Rekordhoch erreicht. Die Schlagzeilen besagten, dass der Gewinn pro Aktie um 35 % gestiegen sei, doch hier ist ebenfalls ein erheblicher Sondereffekt zu beachten. Ohne die entsprechenden Anpassungen schmilzt dieses Gewinnwachstum auf lediglich 4 % zusammen.
Die Bedeutung von Sondereffekten
Die Frage bleibt, warum solche entscheidenden Details in der Berichterstattung oft unter den Tisch fallen. Ist es eine oberflächliche Analyse oder werden viele dieser Berichte von Künstlicher Intelligenz generiert, die nicht in der Lage ist, die tiefgründigen finanziellen Aspekte zu erfassen? Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Investoren die vollständigen Zahlen verstehen, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Die Reaktionen der Märkte wären vermutlich ganz anders ausgefallen, wenn die Berichterstattung korrekterweise die Rückgänge in den Gewinnzahlen reflektiert hätte. In solch einem Fall könnte die Marktkapitalisierung von Amazon um bis zu 500 Milliarden Dollar niedriger sein.
Die aktuelle Situation bei den Big-Tech-Unternehmen ist ein Beispiel für finanztechnisches Management und zeigt, wie wichtig es ist, die Hintergründe der Quartalszahlen genauer zu analysieren. Sowohl bei Amazon als auch bei Alphabet ist der Anstieg der Gewinne nicht immer ein Zeichen für nachhaltiges Wachstum, sondern oft Resultat von geschickter Finanzberichterstattung.
Die großartigen Gewinnzahlen der Big Tech im dritten Quartal basieren nicht nur auf robustem, KI-gestütztem Wachstum, sondern auch auf kreativen Buchhaltungspraktiken. Die Entwicklung der Märkte wird entscheidend davon abhängen, wie sich die Unternehmen in den kommenden Quartalen tatsächlich schlagen.
