ProSiebenSat.1 (P7S1) hat in den letzten Monaten eine tiefgreifende strategische Neuordnung durchlaufen, die nicht nur die Unternehmensstruktur beeinflusst, sondern auch die finanziellen Perspektiven der Aktionäre. Dabei stehen zwei bedeutende Übernahmeangebote im Raum. Das erste von MediaForEurope (MFE) und das zweite, ein „All-Cash“-Angebot von PPF, werfen entscheidende Fragen auf: Wie wird sich der Wert der Aktie in Zukunft entwickeln?
Aktuelle Übernahmeangebote und Marktreaktionen
Das Übernahmeangebot von PPF liegt bei 7,0 EUR je Aktie, während MFE ein Angebot von etwa 5,80 EUR unterbreitet hat, das teilweise in deren Aktien gezahlt werden könnte.
Die Reaktion des Marktes war prompt: Der Aktienkurs von P7S1 stieg nahezu sofort auf das Niveau des PPF-Angebots. Was könnte das über die Marktmeinung aussagen? Es zeigt, dass der Markt die Bewertung des PPF-Angebots als angemessen erachtet. Wer im Finanzsektor tätig ist, weiß, dass solche Reaktionen oft durch fundamentale Bewertungen gestützt werden müssen.
Die aktuelle EBITDA-Erwartung von P7S1 sowie die Bewertungen vergleichbarer Unternehmen deuten darauf hin, dass das Angebot von PPF im realistisch erzielbaren Bereich liegt. Dabei sollten die potenziellen Upside-Potenziale nicht außer Acht gelassen werden, die durch eine erfolgreiche Restrukturierung des TV-Geschäfts und die Skalierung des Streaming-Dienstes JOYN entstehen könnten. Diese Faktoren könnten den Unternehmenswert erheblich steigern. Wie schätzen Sie die Chancen für JOYN ein?
Finanzielle Analyse und Unternehmensbewertung
Bei der Bewertung von P7S1 ist es unerlässlich, sowohl die aktuellen als auch die prognostizierten Geschäftszahlen zu betrachten. Nach dem Verkauf von Verivox wird die Umsatzerwartung des Unternehmens für 2025 auf etwa 3,85 Milliarden EUR geschätzt, mit einem bereinigten EBITDA von ca. 520 Millionen EUR. Diese Zahlen sind jedoch durch wiederkehrende Sondereffekte beeinflusst, die typischerweise den tatsächlichen EBITDA-Wert nach unten drücken. Daher habe ich für meine Analyse einen bereinigten EBITDA-Wert von etwa 480 Millionen EUR angenommen.
Die Transaktionen im ersten Quartal 2025, insbesondere der Verkauf von Verivox, haben zusätzliche Informationen geliefert, die für die Bewertung entscheidend sind. Diese Transaktion wurde zu einem Multiple von etwa 6,6x EBITDA abgeschlossen, was einen wertvollen Indikator für die zukünftige Bewertung von P7S1 darstellt. Anhand dieser Daten lässt sich ein Enterprise Value von ungefähr 3,1 Milliarden EUR ableiten. Berücksichtigt man die Nettoverschuldung von rund 1,43 Milliarden EUR, ergibt sich ein Equity Value von etwa 1,69 Milliarden EUR.
Strategische Implikationen und Fazit
Ob die Aktionäre das Angebot von PPF annehmen sollten, hängt stark von der Bewertung der Unternehmensstrategie und den damit verbundenen Risiken ab. Während die Upside-Potenziale durch JOYN und Flaconi verlockend erscheinen, sind sie auch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Die Marktbedingungen im Streaming-Sektor sind äußerst wettbewerbsintensiv, und die Margen könnten durch verschiedene Faktoren unter Druck geraten. Was denken Sie, wie sollte P7S1 auf diese Herausforderungen reagieren?
Insgesamt zeigt die Analyse, dass das PPF-Angebot unter Berücksichtigung der aktuellen Geschäftszahlen und Marktbedingungen als gerechtfertigt angesehen werden kann. Es bietet ein moderates Upside-Potenzial von etwa 3,5-8% p.a., was jedoch stark von der erfolgreichen Umsetzung der strategischen Initiativen abhängt. Daher gilt es abzuwägen: Ist das Angebot von PPF ein angemessener Kompromiss zwischen Risiko und potenziellem Ertrag? Aus meiner Sicht könnte in diesem Fall der sichere Ertrag im Vergleich zu den unsicheren potenziellen Gewinnen die bessere Wahl sein.